Vergewaltigung und sexuelle Nötigung
Merkmale und Tatsachen
Vergewaltigung ist eine Form sexualisierter Gewalt, bei der Sexualität als Mittel zur Machtdemonstration, Demütigung und Unterwerfung von Frauen und Mädchen eingesetzt wird.
Vergewaltigung ist jedes Eindringen in den Körper einer Person, das gegen den erkennbaren Willen der Person durchgesetzt wird.
Einer repräsentativen Studie (BMFSFJ 2004, S. 7) zufolge erleben 13% aller Frauen in Deutschland strafrechtlich relevante Formen sexualisierter Gewalt. 10% haben eine Vergewaltigung oder versuchte Vergewaltigung erlebt. Zugleich belegt die Forschung, dass nur ca. 5-15% der Frauen, die vergewaltigt wurden, dies auch anzeigen. In der Studie SKiD 2020 waren es knapp 10%.
Die Strafverfolgungsstatistik gibt Auskunft darüber, wie viele Tatverdächtige verurteilt werden. Es sind bei angezeigten Vergewaltigungen und schweren Formen sexueller Nötigung im Durchschnitt der letzten Jahre weniger als 10%.
Insgesamt lässt dies die Schlussfolgerung zu, dass in weniger als 1% der Fälle es tatsächlich zu einer Verurteilung kommt.
Eine Vergewaltigung bzw. sexuelle Nötigung bedeutet für jede Frau und jedes Mädchen eine massive Verletzung ihrer Persönlichkeit und körperlichen Unversehrtheit.
Der Betroffenen wird der Wille einer anderen Person mit Gewalt aufgezwungen – und dies im äußerst sensiblen Bereich ihrer sexuellen Selbstbestimmung.
Die meisten Mädchen und Frauen empfinden während einer Vergewaltigung Ekel, erleiden massive Ängste, häufig akute Todesängste. Sie erleben in dieser Situation einen völligen Kontrollverlust über ihren Körper und ihren Willen. Wenn der Täter bekannt oder gut vertraut ist, bedeutet die Vergewaltigung darüber hinaus einen massiven Vertrauensmissbrauch.
In dieser Gewaltsituation gibt es kein „richtiges“ oder „typisches“ Verhalten, sondern intuitive Reaktionen, die zum Ziel haben, die Situation zu überleben.
Manche Frauen sind starr vor Angst und lassen die Vergewaltigung scheinbar teilnahmslos über sich ergehen. Einige wehren sich körperlich oder verbal. Andere verhalten sich scheinbar entgegenkommend, um so die Gefahr für ihr Leben zu verringern. Jede Verhaltensweise stellt einen Schutzmechanismus dar, der in einer extrem bedrohlichen Situation entwickelt wird, um das eigene Überleben zu sichern.
Im öffentlichen Bewusstsein existieren viele Fehleinschätzungen und Mythen über Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt. So wird zum Beispiel betroffenen Frauen fälschlicherweise eine Mitschuld an der erlebten Vergewaltigung gegeben. Dies verhindert in vielen Fällen, dass die Betroffene die Tat anzeigt, wohingegen Täter dadurch ermutigt werden.