Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Merkmale und Tatsachen
Sexuelle Belästigung ist eine stark verbreitete und verdeckte Form der Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt. Sexualität wird dabei gezielt als Mittel zur Demütigung und Machtausübung eingesetzt.
Laut einer Sonderauswertung einer deutschlandweiten Repräsentativstudie war ein Viertel aller befragten Frauen (24,5%) zwischen 16 und 65 Jahren mindestens einmal im Leben von sexueller Belästigung in Arbeit, Schule und Ausbildung betroffen – 8% sogar häufig. Als Täter nannten 11% der Befragten Arbeitskollegen, 6% Vorgesetzte und 5% Kunden oder Patienten.
Zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gehören zum Beispiel taxierende Blicke, Aufforderungen zu sexuellen Handlungen, sexualisierte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts oder unerwünschte Einladungen mit sexuellen Anspielungen.
Weitere Beispiele sind das Zeigen und sichtbare Anbringen von pornografischen Darstellungen ohne Einverständnis, die Androhung beruflicher Nachteile bei sexueller Verweigerung und das Versprechen beruflicher Vorteile bei sexuellem Entgegenkommen.
Belästigungen sind meistens keine Einzeltaten, sondern wiederholen sich mehrfach. Sie finden nicht nur in abgelegenen Räumen, sondern ebenso am öffentlichen Arbeitsplatz, in Kantinen, Pausenräumen, in Treppenhäusern oder Fluren statt.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist in der Regel eine gezielt und bewusst ausgeübte Handlung.
Für den Täter erfüllt sie den Zweck, die eigene Vorrangstellung zu sichern und den eigenen Selbstwert zu stabilisieren. Darin drückt sich auch ein gesellschaftliches Klima aus, in dem Frauen (nicht nur) auf beruflicher Ebene noch immer eine geringere Wertschätzung erfahren und in dem Männer es gewohnt sind, ein Überlegenheitsgefühl gegenüber Frauen zu haben.
Belästigung kann prinzipiell jede Frau treffen, ganz unabhängig von ihrem Aussehen, ihrem Verhalten, ihrem Alter, Familienstand oder ihrer beruflichen Situation.
Tendenziell zeigt sich aber, dass Frauen und Mädchen in der Ausbildung, in niedrigeren beruflichen Positionen, in ungesicherten Arbeitsverhältnissen, mit kurzer Betriebszugehörigkeit oder ohne festes Beziehungsgefüge innerhalb des Betriebes besonders gefährdet sind. Täter wählen also gezielt Frauen und Mädchen aus, die wenig Unterstützung haben, sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden und die viel zu verlieren haben. Aber auch Frauen, die am Arbeitsplatz selbstbewusst auftreten und in gefestigten beruflichen Bezügen stehen, können belästigt werden. U.a. werden oftmals Frauen, die zu direkten Konkurrentinnen von Männern geworden sind, sexuell belästigt, um sie „in ihre Schranken zu verweisen“.