Organisierte und rituelle Gewalt

Folgen

Wenn Menschen früh und langanhaltend schwerer Gewalt ausgesetzt sind, hat dies Folgen für das ganze weitere Leben.

Diese können sehr vielfältig sein: Spätfolgen körperlicher Verletzungen, der Verlust des Vertrauens in sich und die Welt (so dass es schwerfällt, sich Neues zuzutrauen oder sich Hilfe bei anderen Menschen zu holen), psychische Traumafolgen (z.B. Flashbacks, Panikattacken, Erinnerungslücken, Konzentrationsstörungen) oder Probleme in Beziehungen.

Eine häufige Folge der Gewalt ist Dissoziation – also das Abspalten und Aufspalten unerträglicher Erfahrungen. Viele Betroffene, die organisierte und rituelle Gewalt in früher Kindheit erleben, entwickeln eine dissoziative Identitätsstruktur (DIS) mit abgespaltenen, eigenständig agierenden Persönlichkeitsanteilen. Bekommt das Kind keine angemessene Hilfe, bleibt die DIS auch im Erwachsenenalter bestehen und kann den Alltag schwer beeinträchtigen.

Betroffene haben jedoch auch viel Kraft und Stärke, sonst hätten sie dies nicht überlebt. Oft gibt es auch Lebensbereiche, die sie trotz der erlebten Gewalt gut meistern, z.B. in einer Berufstätigkeit oder in dem sie ihren Kindern ein gewaltfreies Aufwachsen in der eigenen Familie ermöglichen.

Aber sie mussten auch Überlebensmechanismen entwickeln, die im heutigen Leben meist hinderlich und manchmal schwer zu verstehen sind.

Ein Teil der Betroffenen – in der Studie der Aufarbeitungskommission waren es mehr als die Hälfte der Befragten – berichten, dass die dissoziative Aufspaltung absichtsvoll mit systematischer schwerer Gewalt erzwungen und die entstandenen Persönlichkeitsanteile für die Zwecke der Tätergruppe trainiert wurden. Diese Formen der Bewusstseinsspaltung und – manipulation erzeugen Abhängigkeit und Steuerbarkeit, die den Schutz und Ausstieg aus den Gewaltstrukturen erschweren.