„Loverboys“

Merkmale und Tatsachen

Als „Loverboys“ werden Männer bezeichnet, die Mädchen oder junge Frauen  durch Manipulation, Isolation und oft auch Drogenkonsum in die Prostitution führen. Die Männer gaukeln den oft minderjährigen Betroffenen die große Liebe vor, präsentieren sich als Traumpartner und machen sie so auch auf emotionaler Ebene von sich abhängig.

Das Willem-Pompe-Institut für Kriminalwissenschaften Utrecht ging bereits 2004 davon aus, dass ca. 25% der Prostituierten im Amsterdamer Rotlichtviertel in Kontakt mit „Loverboys“ seien. Ende des Jahres 2015 waren etwa 800 Fälle offiziell bekannt. Die Dunkelziffer ist hoch.

Etabliert hat sich der Begriff „Loverboys“ im Jahr 2000 in den Niederlanden, als Betroffenen im Amsterdamer Rotlichtviertel erstmals öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Die Bezeichnung „Loverboys“ bezieht sich auf die Methodik des Täters, verschleiert jedoch die von ihm ausgeübte Gewalt und bewusste Manipulation sowie die schwerwiegenden Konsequenzen für die Betroffenen.

Eine genaue Zahl der Frauen und Mädchen, die betroffen waren oder sind, ist nicht festzustellen. Nur sehr wenige Mädchen und Frauen zeigen die Täter an, da sie sich häufig schämen, Angst haben oder die Abhängigkeit nicht durchbrechen können.

Besonders gefährdet sind junge Mädchen. Die Täter nutzen die starken Gefühle, die die Mädchen oder Frauen für sie empfinden, aus und verstärken diese, indem sie vorgeben, die Gefühle zu erwidern. Auch Jungen können von „Loverboys“ eingenommen werden. Sie werden oft auch zu Kurierdiensten für Drogen und Waffen eingesetzt und geraten so in eine andere Art gewaltgeprägte Abhängigkeit.

Durch Filme zum Thema und andere mediale Darstellungen entsteht häufig das Bild, dass die Täter eine Migrationsgeschichte hätten. Dafür gibt es keine Belege. Genau wie die Betroffenen stammen auch die Täter aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten.

Strategien und Dynamik

Pauschale Aussagen über die Strategien von „Loverboys“ sind nicht möglich. Viele Täter nutzen jedoch eine ähnliche Masche:

Der Freund und spätere Zuhälter gaukelt seiner angeblichen Geliebten eine gemeinsame Zukunft vor, macht ihr Geschenke und vermittelt Wertschätzung, Liebe und Anerkennung. Schon bald gibt er vor, finanzielle Probleme zu haben und die Hilfe seiner Partnerin zu benötigen. Dabei legt er ihr in manipulativer Art und Weise nahe, über bezahlte sexuelle Kontakte mit seinen Freunden oder mit Unbekannten Geld zu verdienen. Um ihrer Liebe zu helfen, willigt sie ein. Oft findet dabei eine Steigerung von vereinzelten sexuellen Kontakten bis hin zu täglicher Prostitution statt.

In der Regel isoliert der sogenannte „Loverboy“ die betroffene Person gezielt von ihrem sozialen Umfeld. Er unterbindet jegliche anderweitige Art sozialen Kontakts, um unentdeckt zu bleiben. Aus Sicht ihres Umfelds verschwinden Betroffene häufig über Nacht.

Die Betroffenen geraten nach und nach in eine emotionale, soziale, finanzielle und – aufgrund von Drogenkonsum – häufig auch in eine gesundheitliche Abhängigkeit. Sie müssen ständig abrufbereit für den Täter sein.

Viele „Loverboys“ erpressen die Mädchen und Frauen mit Videos und Fotos von Missbrauchsakten. Sie drohen, diese an Bekannte weiterzugeben oder in öffentliche Netzwerke zu stellen. Der Druck auf die betroffene Person steigt und es wird immer schwieriger, auszubrechen.

Häufig werden die betroffenen Mädchen und Frauen geschlagen, gegen ihren Willen an Bekannte des Täters und andere Freier weiter gegeben oder eingesperrt und so körperlich, sexuell und psychisch missbraucht.