bff Newsletter Nr. 28 - Juni 2014

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bff Newsletter Nr. 28 - Juni 2014

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freund/innen und Förder/innen,

wir in der bff-Geschäftsstelle waren in der letzten Zeit sehr mit dem Paketepacken für unsere Plakat- und Postkartenaktion "Vergewaltigung verurteilen" beschäftigt und die Bestellungen reißen nicht ab. Wir freuen uns, dass so fleißig plakatiert wird und hoffen, dass mit unserem Projekt zur Änderung des §177 mehr betroffene Frauen Gerechtigkeit erfahren. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem aktuellen Newsletter. Darüber hinaus gibt es Neuigkeiten von Suse - sicher und selbstbestimmt, unserem Projekt zur Unterstützung von Frauen und Mädchen mit Behinderung und einen kleinen Bericht von unserem diesjährigen Mitgliedertag in Göttingen und viele andere spannende Berichte, Veranstaltungstipps und Veröffentlichungen.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Das Team aus der bff-Geschäftsstelle

Inhalt

  1. Neuigkeiten aus dem bff
  2. Wissenswertes aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft
  3. Veranstaltungen
  4. Veröffentlichungen und Literaturtipps

1. Neuigkeiten aus dem bff

bff Mitgliedertag 2014 in Göttingen

Am 5. Mai haben sich zahlreiche bff-Mitgliedseinrichtungen auf den Weg nach Göttingen gemacht, wo der diesjährige bff-Mitgliedertag stattgefunden hat. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden die beiden Vorstandsfrauen Ursula Schele und Jutta Wienand mit keiner einzigen Gegenstimme im Amt bestätigt. Die Vorstandsfrauen zeigten sich überwältigt von dem ihnen entgegengebrachten Vertrauen und werden mit Freude den Bundesverband auch in den kommenden drei Jahren nach außen repräsentieren und den bff-Frauen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Neben der Mitgliederversammlung bot der bff-Mitgliedertag aber auch Raum für fachlichen Austausch und Möglichkeiten zur Fortbildung. Mit Tina Budavari und Silvia Knotte waren zwei Mitarbeiterinnen des bundesweiten Hilfetelefons angereist und zogen ein Jahr nach seiner Freischaltung eine erste Bilanz und beantworteten die Fragen der Mitarbeiterinnen aus den bff-Fachberatungseinrichtungen.

In unterschiedlichen Workshops bot sich den Teilnehmerinnen zum Abschluss der Veranstaltung die Möglichkeit zur vertiefenden Diskussion. Themen waren Partnergewalt in Teenagerbeziehungen, Chancen und Risiken von IT-gestützter Dokumentation, Wege zur Reform des §177, Gewalt gegen Seniorinnen, Vorstellung des Projekts Suse – sicher und selbstbestimmt sowie ein offenes Forum für Verwaltungsfrauen.

Der bff-Mitgliedertag 2014 hat auch in diesem Jahr wieder gezeigt, dass gute Verbandsarbeit vom Engagement seiner Mitgliedseinrichtungen lebt und der bff ein lebendiger und ideenreicher Verband ist.

Suse – sicher und selbstbestimmt. Frauen und Mädchen mit Behinderung stärken.

Am 01.01.2014 ist das neue Projekt „Suse – sicher und selbstbestimmt“ des bff gestartet. Die Aktion Mensch finanziert das Projekt Suse für die nächsten 3 Jahre.

Ein Schwerpunkt von Suse ist der Aufbau und die Stärkung regionaler Vernetzungen und Kooperationen vor Ort. Suse will Fachkräfte, Multiplikator/innen und viele weitere Aktive zusammenbringen, darunter Frauenberatungsstellen, Frauennotrufe, Frauenhäuser, Beratungsstellen und Selbsthilfeorganisationen behinderter Menschen, Expertinnen mit Behinderung, Mitarbeiter/innen in der Behindertenhilfe, Frauen-, Gleichstellungs- und Behindertenbeauftragte, Polizei, Ärzt/innen, Anwält/innen aber auch Selbstbehauptungs-trainerinnen.

Dafür arbeiten im Projekt Suse 5 Modellregionen aktiv mit, die in einem Bewerbungs-verfahren ausgewählt wurden. Die verschiedenen Modellregionen, in denen inklusive Kompetenz-Netzwerke entstehen sollen, sind die folgenden:

Suse setzt außerdem weitere Schwerpunkte auf Information und Aufklärung. So sind eine barrierefreie Kampagne gemeinsam mit dem bff sowie eine Online-Plattform geplant, auf der viele ganz verschiedene Informationen rund um die Thematik Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie Behinderung gesammelt werden sollen. Dokumentiert werden auf der Online-Plattform Anlaufstellen, Informationen und Adressen, wie zum Beispiel: Wo bekommt man eine gute Therapeutin vor Ort, wie kann man eine Gebärdensprach-Dolmetscherin für die Beratung finden oder einen Empowermentkurs für Frauen mit Lernschwierigkeiten organisieren – all das und mehr soll auf der Suse-Onlineplattform einfach und barrierefrei recherchierbar sein.

Zum 5. Mai – dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hat der bff zudem eine Pressemitteilung veröffentlicht: „Behinderte Frauen und Mädchen noch immer stark von Gewalt betroffen: bff initiiert regionale Netzwerke gegen Gewalt und unterstützt den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.“ Diese ist hier nachzulesen:

https://www.frauen-gegen-gewalt.de/pm/items/bff-pressemitteilung-zum-5-mai-europaeischer-protesttag-zur-gleichstellung-von-menschen-mit-behinderung-144.html

Weitere Informationen zum Projekt Suse sind hier zu finden:

https://www.frauen-gegen-gewalt.de/projekt-suse.html

Wir freuen uns über Informationen und Unterstützung!

Kontakt: suse@bv-bff.de

Planet Help: Online shoppen und den bff unterstützen

Ist der Sommerurlaub schon gebucht? Fehlen vielleicht noch passende Sandalen für den Strandurlaub? Oder wird noch Blumenerde für den Urlaub auf Balkonien gebraucht? All diese Dinge kann man bequem online shoppen und dabei den bff unterstützen. Wie das geht? Ganz einfach! Auf der Homepage von PlanetHelp sind von Reisebüros über Schuhgeschäfte bis zu Büroausstattern zahlreiche Online-Shops registriert, die einen Teil des Umsatzes an gemeinnützige Organisationen spenden.

Einfach www.planethelp.com aufrufen, einen von über 1400 Shops auswählen, dann bff als Wunschorganisation angeben und wie gewohnt online shoppen. Ein Teil des Umsatzes (meistens zwischen 2-5%) kommt direkt dem bff zugute. Und das ganz ohne Mehrkosten, die durch den Einkauf erzielten Spenden zahlen die bei PlanetHelp registrierten Unternehmen. Viel Spaß beim Shoppen und Helfen!

 

bff Kampagne „Vergewaltigung verurteilen“ fordert mehr Gerechtigkeit für vergewaltigte Frauen

In Deutschland erlebt jede 7. Frau mindestens einmal in ihrem Leben schwere sexualisierte Gewalt. Unterschiedliche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass kaum eine Frau die erlebte Vergewaltigung anzeigt und wiederum nur ein Bruchteil der Anzeigen zu einer Verurteilung führt. Fakt ist, dass die Quote der Verurteilungen seit Jahren drastisch sinkt. In 2012 erlebten nur 8,4% der Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigten, die Verurteilung des Täters.

Der bff tritt mit seiner aktuellen Kampagne dafür ein, dass die Rechtslage von Betroffenen sexualisierter Gewalt verbessert wird. Denn in der Praxis gibt es große Schutzlücken. Das zeigen Fälle, in denen beweisbar ist, dass ein Täter sexuelle Handlungen gegen den Willen einer Frau  durchführte, die derzeitige Rechtslage eine Verurteilung aber nicht erlaubt, weil nicht alle Voraussetzungen des §177 des Strafgesetzbuchs (sexuelle Nötigung und Vergewaltigung) erfüllt sind.

Gemeinsam mit vielen anderen Aktiven – wie z.B. dem Deutschen Juristinnenbund, Terre des femmes und dem Deutschen Institut für Menschenrechte – fordert der bff die Verantwortlichen in der Politik dazu auf, die momentane Rechtslage in Deutschland auf Grundlage des §177 StGB zu verbessern und damit den Anforderungen einer Konvention des Europarates anzupassen, die Deutschland bald ratifizieren will.

Im Rahmen der Kampagne „Vergewaltigung verurteilen“ hat der bff tausende Postkarten und Plakate produziert, die die rechtliche Situation beim Thema Vergewaltigung bildlich aufzeigen und die Öffentlichkeit zum Hinschauen auffordern.

Ausführliche Hintergrundinformationen zur Kampagne und zur problematischen Rechtslage vergewaltigter Frauen sowie ein Bestellformular für die Plakate und Postkarten finden Sie hier: Kampagne Vergewaltigung verurteilen

 

2. Wissenswertes aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft

Deutscher Juristinnenbund fordert Reformierung des § 177

Der Deutsche Juristinnenbund (DJB) fordert im Zuge der Anpassung des Sexualstrafrechts an die Istanbul-Konvention die Reformierung des Sexualstrafrechts. In einer Stellungnahme verdeutlicht der DJB die grundsätzliche Notwendigkeit einer Anpassung insbesondere des § 177 StGB an die Vorgaben der Konvention des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention) von 2011. Der DJB kritisiert in seiner Stellungnahme, dass § 177 StGB, der sexuelle Nötigung und Vergewaltigung unter Strafe stellt, die Vorgabe der Kriminalisierung und Ermöglichung wirksamer Strafverfolgung aller nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen nicht erfüllt.  Der DJB fordert daher eine Anpassung des § 177 StGB nicht nur an die Vorgaben der Istanbul-Konvention, sondern auch an den Wertewandel in der modernen Gesellschaft. Die ausführliche Stellungnahme des Deutschen Juristinnenbundes kann hier nachgelesen werden: Stellungnahme DJB

Gewalt gegen Frauen: eine EU-weite Erhebung. Europäische Grundrechte-Agentur (FRA) legt Studie vor

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) hat im März eine Studie zu Gewalt gegen Frauen veröffentlicht. Dazu wurden Frauen in den 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) über eigene Vorfälle mit körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Gewalt gegen Frauen in der EU sehr weit verbreitet ist.

Fakten und Zahlen auf einen Blick

Für die Erhebung wurden 42.000 Frauen in den 28 EU-Mitgliedsstaaten befragt, das heißt pro EU-Land wurden jeweils etwa 1500 Frauen interviewt. Die Frauen waren zur Zeit der Erhebung zwischen 18 und 74 Jahre alt.

Alle Befragten wurden zufällig ausgewählt und die Ergebnisse der Erhebung sind sowohl auf EU-Ebene als auch auf inter- und nationaler Ebene repräsentativ. Es wurden persönliche Face-to-face-Gespräche mit den jeweiligen Frauen geführt und standardisierte Fragebögen ausgewertet.

Es wurde nach Erfahrungen zu körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt sowie sexueller Belästigung und Stalking gefragt. Darüber hinaus hatte die Befragung auch Themen zu Folgen von Gewalt, Angst vor Viktimisierung sowie Einstellung und Bewusstsein gegenüber Gewalt zum Inhalt.

Es wurde darauf geachtet, dass bei der Beantwortung der Fragen nach Gewalterfahrungen durch Täter/innen zwischen Partner/innen und anderen Personen als dem/der Partner/in differenziert wurde.

Ergebnisse der FRA-Studie in Deutschland

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Erhebung eine mittlere bis hohe Gewaltbetroffenheit in Deutschland:

  • 35% der deutschen Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen Partner oder einer anderen Person seit ihrem 15. Lebensjahr erfahren.
  • 20% haben körperliche Gewalt durch eine/n Partner/in erlebt.
  • 8% haben sexuelle Gewalt durch eine/n Partner/in erlebt, 7% durch eine andere Person als den/die Partner/in.
  • 50% haben eine Form der psychologischen Gewalt durch eine/n aktuelle/n oder frühere/n Partner/in erlebt.
  • 44% haben körperliche, sexuelle oder psychologische Gewalt vor ihrem 15. Lebensjahr durch eine/n erwachsene/ Täter/in erlebt, 13% haben sexuelle Gewalt erlebt.
  • 24% haben Stalking seit ihrem 15. Lebensjahr erfahren.
  • 60% der Frauen haben mindestens eine Form der sexuellen Belästigung erfahren.
  • 11% der Frauen meldeten den schwerwiegendsten Vorfall von Gewalt in Partnerschaft und 13% durch andere Personen als den Partner/die Partnerin der Polizei.

Im europäischen Vergleich liegt die Gewaltbetroffenheit von in Deutschland lebenden Frauen leicht über dem Durchschnitt, 35% der deutschen Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen Partner oder einer anderen Person seit ihrem 15. Lebensjahr erfahren. Im Europäischen Durchschnitt sind es 33%.

Die Studie und der ausführliche Bericht zur Studie können in deutscher Sprache unter folgendem Link heruntergeladen werden: http://fra.europa.eu/sites/default/files/fra-2014-vaw-survey-factsheet_de.pdf.

Die oben erwähnten Zahlen und Tabellen können auf der Webseite der FRA nachgelesen werden: http://fra.europa.eu/DVS/DVT/vaw.php.

Der bff hat in einem Factsheet die wichtigsten Zahlen der FRA-Studie zusammengefasst und mit den EU-weiten Werten verglichen. Das Papier kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: Zusammenfassung FRA-Studie

Neues Gesetz zum „Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt“

Am 1. Mai ist das Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt in Kraft getreten. Das neue Gesetz sieht abgestufte Hilfe für Schwangere in Not vor. Frauen, die ihre Schwangerschaft geheim halten, sind oft isoliert und nehmen keine Geburtshilfe an. Aber jede Mutter hat das Recht, bei den Schwangerschaftsberatungsstellen während und nach der Schwangerschaft anonym und beschützt Hilfe zu suchen. Hilfe und Unterstützung erhalten Frauen seit dem  1. Mai durch ein kostenloses, 24 h erreichbares Hilfetelefon „Schwangere in Not – anonym und sicher“: 0800 40 40 020. Informationen sowie anonyme Beratung gibt es auch auf der Website www.geburt-vertraulich.de. Darüber hinaus bieten in mehr als 1600 Schwangerschaftsberatungsstellen qualifizierte Beraterinnen persönliche und auf Wunsch anonyme Beratung und Unterstützung an.

Frauen, die auch nach der psychosozialen Beratung ihre Anonymität nicht aufgeben möchten, können zukünftig den Weg der vertraulichen Geburt wählen. Das neue Angebot ermöglicht eine geschützte und medizinisch betreute Entbindung. Die Kosten für Geburt sowie für die Vor- und Nachsorge werden vom Bund übernommen. Die Beraterinnen begleiten die Frauen im Fall einer vertraulichen Geburt auch nach der Geburt, um ihnen bei der Lösung des Konflikts zur Seite zu stehen. Die Frauen können sich für ein Leben mit oder ohne das Kind entscheiden. Wird das Kind zur Adoption freigegeben, kann es mit  16 Jahren erfahren, woher es kommt. 

Weitere Informationen sowie Informationsbroschüren, Poster und Aufkleber  können beim BMFSFJ bestellt werden: www.bmfsfj.de oder per Mail an publikationen@bundesregierung.de

Migrantinnenforum informiert und vernetzt bundesweit

Das Migrantinnenforum ist ein Projekt der bundesweiten Vernetzung von Migrantinnenorganisationen (BuVeMi). Das Internetforum wendet sich an Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern in ganz Deutschland und wurde im Oktober 2013 ins Leben gerufen. Finanziert wird es vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Ansprechpartnerinnen sind Dr. Ayla Güler Saied und Sara Djahim. Ziel dieser Umsetzung ist es so viele Migrantinnenorganisationen wie möglich zu stärken und sie in ihrem Vernetzungsprozess zu unterstützen. Das Internetforum selbst soll vor allem einen Austausch in verschiedenen Foren zwischen Expertinnen und Nutzerinnen bzw. Interessentinnen ermöglichen. Weitere Themen für Foren können von den Nutzerinnen vorgeschlagen werden.

Am 6. Mai 2014 von 15.00 bis 17.00 fand zum 3. Mal ein interaktiver Chat statt. Ziel war es Fragen zu Möglichkeiten des Engagements und der geplanten Vernetzung von Migrantinnen auf Bundesebene zu beantworten. Nähere Informationen zu diesem Projekt und weitere Veranstaltungen finden Sie auf der Homepage www.migrantinnenforum.de. Für E-Mail-Anfragen steht ein Kontaktformular auf der Homepage zur Verfügung.

Demo gegen Lager für geflüchtete Frauen und Kinder in München

Am 22.03.2014 trugen in München 200 Frauen und ihre Unterstützer_innen die Forderung “Keine Lager für Frauen und Kinder” auf die Straße. “Give the right to women and child” war laut und deutlich in der Innenstadt von München vernehmbar. Grund hierfür war insbesondere die katastrophale Unterbringung von Geflücheten, die besonders auf Frauen weitreichende Auswirkungen hat. Der Anteil der weiblichen Geflüchteten beträgt konstant gut 30 %, darunter sehr viele allein reisende junge Frauen und Alleinerziehende mit kleinen Kindern. Durch die Situation in Syrien kommen nun auch vermehrt Familien. So ist in Bayern der Anteil von weiblichen Geflücheten bei 50 % angelangt, in den anderen Bundesländern hat der Anteil von Frauen ebenfalls entsprechend zugenommen.
Frauen in Flüchtlingslagern werden besonders häufig Opfer von Gewalt. Unter ihnen haben 51% bereits körperliche Gewalt in Deutschland erfahren, während dies im Bundesdurchschnitt 35% der Frauen angeben, 25% waren bereits Opfer von sexueller Gewalt (13% im Bundesdurchschnitt) und 79% haben psychische Gewalt erlebt (42% im Bundesdurchschnitt). Dabei handelt es sich sowohl um Gewalt durch Beziehungspartner, um Gewalt und rassistische Übergriffe durch Fremde, als auch um Übergriffe durch Mitbewohner sowie durch das Personal in den Wohnheimen.

Die zwangsweise Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften macht dabei oftmals den effektiven Schutz gegen die Gewalt, der die Frauen ausgesetzt sind, unmöglich. In den Unterkünften bestehen meist keine Schutzräume, häufig leben sie isoliert auf dem Land. Sie müssen in Mehrbettzimmern leben, Sanitärräume teilen, die häufig nicht abgesperrt werden können und in Gemeinschaftsküchen kochen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist meistens erheblich eingeschränkt. In vielen Unterkünften besteht nicht einmal eine Trennung zwischen Männer- und Frauenwohnbereichen. Die fehlende Privatsphäre, das Fehlen von Schutzräumen, der Lärm und die Enge sowie die oft katastrophalen hygienischen Bedingungen belasten dabei nicht nur die Erwachsenen, sondern stellen zudem eine eklatante Gefährdung des Kindeswohl dar.

Aus diesem Grund gingen in München zahlreiche Menschen auf die Straße und forderten das Ende der Lagerunterbringung von Geflüchteten.

3. Veranstaltungen

Fortbildungen bei medica mondiale

Die Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale e.V. wurde 1993 von Dr. Monika Hauser gegründet und bietet Unterstützung für von sexualisierter und weiterer Gewalt betroffene Frauen und Mädchen in Kriegs- und Konfliktgebieten. Ab Juni bietet medica mondiale Fortbildungsprogramme zum Thema Kriegsgewalt und Trauma an, unter anderem zu den Folgen von Kriegsgewalt und Trauma oder zur Förderung der Resilienz in Organisation. Das Programm richtet sich an alle, die in der humanitären und der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit tätig sind oder mit Flüchtlingen arbeiten. Es werden drei verschiedene Fortbildungen angeboten, die aus einführenden und praxisorientierten Seminaren bestehen. Fortbildung A und B bauen aufeinander auf, können jedoch unabhängig voneinander besucht werden. Voraussetzung für die Teilnahme an Fortbildung C sind Grundkenntnisse der Psychotraumatologie. Sie sind als Zusatzmodul des Resilienz-Trainings der Deutschen Psychologen Akademie und des ID Instituts für Innovative Gesundheitskonzepte Kassel anerkannt.

Anmelden kann man sich auf der Webseite http://www.medicamondiale.org/ oder über folgenden Link: http://www.medicamondiale.org/fileadmin/redaktion/5_Service/Mediathek/Dokumente/Deutsch/Flyer_Infoblaetter/Anmeldungs-Coupon-Fortbildungen-2014_CR-medica-mondiale.pdf.  

Für weitere Informationen steht Frau M. Stotko, Evangelische Frauenhilfe im Rheinland zur Verfügung, Tel. 0228-9541-126, E-Mail: marlene.stotko@frauenhilfe-rheinland.de.

 

Workshop: Gewalt gegen Mädchen in Teenagerbeziehungen

Jeder Mensch hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt. Jede fünfte Frau in Deutschland berichtet jedoch, dass sie in ihrer Partnerschaft Gewalt in irgendeiner Form erlebt hat. Wissenschaftlich ist belegt, dass Gewaltbetroffenheit in der Kindheit und im Jugendalter als Folge haben kann, sich als Erwachsene wieder in eine Beziehung mit Gewalt einzulassen. Dies zeigt, dass die Gewalt in Beziehungen ihren Ursprung im Jugendalter haben und dass hier präventiv angesetzt werden muss.

Das Thema „Gewalt in Teenagerbeziehungen“ ist derzeit eines, das in der Öffentlichkeit noch nicht viel Gehör gefunden hat, und doch wird nicht nur in unserer Arbeit deutlich, dass auch Mädchen bereits vom Partner ausgehende Demütigungen, Kontrolle, Schläge oder Ähnliches erfahren oder auch selbst gedroht oder geschlagen haben.

Workshop: Gewalt gegen Mädchen in Teenagerbeziehungen“

Referentin: Petra Sartingen, TIMA e.V., EU-Projekt „Herzklopfen-Beziehungen ohne Gewalt“, Tübingen

Datum: 18.06.14, 10.00-16.00 Uhr

Ort: Rathaus Mainz, Haifa-Zimmer, Jockel-Fuchs-Platz 1, 55116 Mainz

Anmeldung: Frauennotruf Mainz, Tel: 06131-221213, info@frauennotruf-mainz.de

Kosten: 10 €, 25 Plätze

Weitere Informationen gibt es in folgendem Infoflyer

Fachtagung: Selbstbestimmung und Gesundheit von Frauen ‑ vom hohen Gut zum Werbeslogan?

Das Nationale Netzwerk Frauen und Gesundheit feiert am 3.7.2014 in Berlin sein 20-jähriges Jubiläum mit einer Fachtagung. Unter dem Titel „Selbstbestimmung und Gesundheit von Frauen ­ vom hohen Gut zum Werbeslogan?“ wird es um die Bedeutungsveränderungen gehen, denen der Begriff der Selbstbestimmung unterworfen wurde. Die kritische Reflektion des Selbstbestimmungsbegriffes wird am Beispiel der reproduktiven Gesundheit und der körperlichenSelbstoptimierung verdeutlicht. Aktuelle Diskurse, wie etwa die Abgabemodalitäten der „Pille danach“, werden aufgegriffen.

Programm und Anmeldung sind unter http://www.nationales-netzwerk-frauengesundheit.de/ abrufbar. Das Nationale Netzwerk Frauen und Gesundheit ist ein Zusammenschluss von Organisationen und Gruppen, die bundes- oder landesweit zu Frauen- oder Mädchengesundheit arbeiten. Weitere Informationen unter http://www.nationales-netzwerk-frauengesundheit.de/

Weitere spannende Veranstaltungen sind auf der bff-Homepage unter der Rubrik Termine zu finden.

4. Veröffentlichungen und Literaturtipps

Neues von der Petze: Materialien zum Thema: Prävention von sexuellem Missbrauch

ECHTE SCHÄTZE! Prävention von sexuellem Missbrauch in Kindertagesstätten

Kinder lieben Schatzkisten! Sie sammeln darin, was für sie wertvoll ist und behüten es. Mit diesem Bilderbuch wird Mädchen und Jungen ein Geschenk gemacht, das ihnen hilft, den allergrößten Schatz zu behüten und zu schützen: sich selbst! Dabei hilft zum Glück die Katze Kim mit der "Starke-Sachen-Kiste". Hrsg.: PETZE-Institut. Illustrationen von Lena Voß. Begleitmaterial von Carmen Kerger-Ladleif. Verlag: mebes&noack.

Bilderbuch mit Begleitmaterial und Mini-Buch: Hardcover, 21x21 cm, 32 Seiten, Gesamtpreis: 18,50 €, Mini-Buch: 12x12 cm, 32 Seiten, 2,00 €. Zu bestellen unter www.petze-shop.de

Risiko Loverboy - Infoflyer

Antworten zu den Themen: Was ist ein Loverboy? Was will ein Loverboy erreichen? Wie fühlt sich die Betroffene? Wie geht ein Loverboy vor? Wo gibt es Hilfe?

Informationsflyer für Mädchen und junge Frauen. Schütze Dich und Deine Freundinnen. Informationsflyer für Lehrkräfte, Eltern und Fachleute. 10 Stück kosten: 2,00 €; 100 Stück kosten 15,00 €; 1000 Stück kosten 130,00 €. Zu bestellen unter www.petze-shop.de

Spikeys: K.o.-Tropfen-Getränkeschutz für unterwegs

In den letzten Jahren werden vermehrt Fälle bekannt, in denen Mädchen und Frauen unter der Einwirkung betäubender Substanzen (sogenannte K.o.-Tropfen) sexuell missbraucht und/oder beraubt werden. Diese Stopfen (Spikeys) werden ganz einfach in den Flaschenhals gedrückt und der Strohhalm hineingesteckt. Zu bestellen unter www.petze-shop.de

Milena Noll: Sexualisierte Gewalt und Erziehung. Auswirkungen familialer Erfahrungen auf die Mutter-Kind-Beziehungen

Sexueller Missbrauch in Familien ist immer noch ein Tabuthema und ein schwieriges Forschungsfeld. Auch wenn das Thema in den letzten Jahren zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert worden ist, sind noch viele Fragen offen geblieben. Auch gibt es bisher nicht viele empirische Studien, die sich der Untersuchung der langfristigen Auswirkungen von Missbrauchserfahrungen widmen. Genau an diesem Punkt setzt Milena Noll mit ihrer Studie an. Welche Auswirkungen haben frühe sexualisierte Gewalterfahrungen, die Frauen in der eigenen Kindheit und Jugend erfahren haben, auf ihre späteren Beziehungen, die Mutterschaft, ihre eigenen Familien und die Erziehung ihrer Kinder? Wie beeinflussen die eigenen traumatisierenden Erfahrungen die Mutter-Kind-Beziehung und die Erziehung der Mädchen und Jungen? Um diese Fragen zu beantworten, hat Milena Noll zehn narrative Interviews mit Müttern durchgeführt, die bereit waren, über ihre eigenen traumatischen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt zu berichten. Darüber hinaus hat die Autorin Expert/innen-Interviews mit Beraterinnen und Therapeut/innen geführt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in ihre Auswertungen miteinbezogen. In der vorgelegten Studie wird gezeigt, wie sich familiale Strukturen auf die Reproduktion von Geschlechterverhältnissen und sexualisierter Gewalterfahrungen auswirken. Auf sehr sensible Weise werden die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche der ehemaligen Opfer dargestellt, dass sich die eigenen Missbrauchserfahrungen nicht bei ihren Kindern wiederholen.

Milena Noll leistet mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur Erforschung sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder. Das Buch „Sexualisierte Gewalt und Erziehung. Auswirkungen familialer Erfahrungen auf die Mutter-Kind-Beziehungen“  ist bei Budrich UniPress erschienen und kostet 33 Euro.

Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe
Frauen gegen Gewalt e.V.
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10247 Berlin

Telefon: 030 322 99 500
Telefax: 030 322 99 501
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Vorstand: Ursula Schele (Kiel) und Jutta Wienand (Neustadt am Rbge, bei Hannover)