"Kontextualisierte Traumaarbeit: eine partizipative Forschung"
Der bff hat von 2015 - 2019 gemeinsam mit Prof. Dr. Ariane Brenssell von der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel ein partizipatives Forschungsprojekt durchgeführt.
Als Forschungskooperative beteiligten sich forschende Beraterinnen aus 21 Fachberatungsstellen.
Das Forschungsprojekt untersuchte die Bedeutung einer kontextualisierten Traumaarbeit für die Bearbeitung von Gewaltfolgen:
- Was kennzeichnet eine kontextualisierte oder gesellschaftlich vermittelte Traumaarbeit in der Praxis der Beratung und Intervention im Arbeitsfeld Gewalt gegen Frauen?
- Wie werden Ansätze des kontextualisierten Traumaverstehens in der Beratungs- und Interventionspraxis verankert und umgesetzt?
- Welche spezifische Bedeutung haben kontextualisierte Beratungs- und Unterstützungsformen für die Bearbeitung von Traumata?
Theoretische Bezüge
Das Konzept des "traumatischen Prozesses" (Hans Keilson) geht davon aus, dass für die Möglichkeiten der Bearbeitung von Gewaltfolgen und Traumata auch entscheidend ist, was nach dem Trauma passiert. Zum Beispiel: Wie wird einer Frau nach einer Vergewaltigung begegnet? Bekommt sie die für sie nötige Unterstützung? Wird ihre Wahrnehmung ernst genommen?
Traumatische Erfahrungen sind gesellschaftlich vermittelt: die Kritische Psychologie geht davon aus, dass die gesellschaftliche Vermitteltheit von Erfahrungen erfasst werden muss, um Probleme in der Bearbeitung von Gewaltfolgen/Traumata angemessen analysieren zu können.
Genderbezogene Theorien zeigen, dass Gewalt gegen Frauen im Kontext von strukturellen Machtverhältnissen zu verstehen ist und dass diese auch in der Bearbeitung von Gewaltfolgen Bedeutung hat.
Partizipative Forschung: Gemeinsam Forschen und Intervenieren
Das Forschungsprojekt ist verfolgte einen partizipativen Ansatz. Praktikerinnen und Expertinnen aus Erfahrung gestalteten und entwickelten die Forschungsschritte mit. Im Herbst 2015 wurde die Forschungskooperative gegründet.
Die Forschungskooperative setzte sich zusammen aus:
Mitarbeiterinnen aus 21 verschiedenen Fachberatungsstellen des bff
Ans Hartmann, Geschäftsstelle bff
Prof. Dr. Ariane Brenssell und Nadine Wehner (wiss. Mitarbeiterin) von der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia Hochschule Braunschweig/Wolffenbüttel
Im November 2015 fand ein erster partizipativer Forschungsworkshop mit Mitgliedseinrichtungen des bff statt. Ein zweiter partizipativer Forschungsworkshop folgte im Herbst 2016. Begleitend wurden zahlreiche Interviews mit Berater*innen und Expert*innen aus Erfahrungen/betroffenen Frauen geführt. Im Rahmen von "Meine Stimme zählt" konnten Betroffene ihre Geschichte und ihre Ideen davon, was Ihnen im Bearbeitungsprozess und in der Beratung geholfen hat, an das Projekt schicken.
Im Rahmen des Projekts ist die Broschüre "Kontextuelle Traumaarbeit" erschienen, die die Forschungsarbeit zusammenfasst und gleichzeitig darstellt, wie feministische Beratungsstellen arbeiten. Die Veröffentlichung kann hier zum Preis von 9 Euro bestellt werden: Broschüre Traumaarbeit
Auf der Webseite Kontextualisierte Traumaarbeit sind weitere Informationen zum Projekt zu finden.
Reflektionen zum Projekt: von Dr. Suzanne Egan:
Im Frühjahr 2024 besuchte die australische Professorin Suzanne Egan von der Western Sydney University den bff und ließ sich von Prof. Dr. Ariane Brenssell und Silvia Zenzen über die Arbeit des bff und über das Projekt Kontextualisierte Traumaarbeit berichten. In einem kurzen Paper hat sie ihre Gedanken und Eindrücke zusammenfasst: