bff-Kongress 2012 - 10 Jahre Gewaltschutzgesetz
Am 26. April 2012 fand der bff-Kongress: "10 Jahre Gewaltschutzgesetz - Bestandsaufnahme zum veränderten gesellschaftlichen Umgang mit häuslicher Gewalt." in Bochum statt.
Der Kongress bot Fachleuten aus den unterschiedlichsten Disziplinen, Institutionen und Einrichtungen die Möglichkeit, gemeinsam Bilanz über 10 Jahre veränderte Intervention bei häuslicher Gewalt zu ziehen. Handlungsbedarfe und Lücken wurden heraus gearbeitet und interdisziplinär diskutiert.
Zum Kongress hat der bff eine Dokumentation herausgegeben, die hier heruntergeladen werden kann: Kongressdokumentation 10 Jahre Gewaltschutzgesetz
Zum Hintergrund - 10 Jahre Gewaltschutzgesetz
Mit der Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahre 2002 veränderte sich der öffentliche Diskurs über häusliche Gewalt (Gewalt im sozialen Nahraum). Der Slogan „Wer schlägt, der geht!“ wurde zum Prinzip einer neuen Debatte.
Das machte deutlich, dass der Staat nicht außen vor ist, wenn vermeintlich private Gewalt verübt wird. Nicht mehr die – zumeist weiblichen – Betroffenen häuslicher Gewalt sollten gezwungen sein zu flüchten und sich in Sicherheit zu bringen. Nein, die Gewaltausübenden sollten diejenigen sein, für die die Tat Konsequenzen hat.
Vorausgegangen waren dem Gesetz viele Initiativen zu einer verbesserten Kooperation und Koordination zwischen den unterschiedlichen Akteur/innen der Intervention bei häuslicher Gewalt. Seit Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes hat sich viel getan:
Häusliche Gewalt wurde als öffentliches Delikt wahrgenommen, Kooperationsvereinbarungen wurden getroffen, Fachkräfte verschiedener Professionen bildeten sich fort und verstärkten ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Länder haben die Polizeigesetze verändert und auf das Gewaltschutzgesetz abgestimmt. Auch die proaktive Beratung hat sich entwickelt. Proaktiv bedeutet eine auf die gewaltbetroffene Frauen zugehende Beratung.
Der Kongress widmete sich der Bilanz zur praktischen Umsetzung des Gewaltschutzes für Frauen 10 Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes:
- Welche politische Bedeutung und praktische Auswirkung hatte die Einführung des Gewaltschutzgesetzes und wie nachhaltig ist es?
- An welchen Stellen bestehen nach wie vor Lücken und wo gibt es Schwierigkeiten beim Gewaltschutz?
- Welche neuen Bedarfe der Unterstützung haben sich für die Betroffenen herausgebildet?
- Wie hat die Beratung sich verändert, seit sie auch proaktiv auf die Betroffenen zugeht?
- Wie kann durch Täterarbeit eine Veränderung auf Seiten der Männer erreicht werden?
- Welche Auswirkungen haben ökonomische Schwierigkeiten und Risiken gewaltbetroffener Frauen?
bff-Studie zum Gewaltschutz
Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe hat durch eine Befragung seiner Mitgliedsorganisationen eine Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes vorgenommen.
Die Ergebnisse der Gewaltschutzpraxis im Jahr 2012 aus Sicht des Frauenunterstützungssystems wurden auf dem Kongress vorgestellt und in die Diskussion eingebracht. Konstatiert werden kann, dass auch 2012 das Interventionssystem zum Schutz von Frauen vor Gewalt noch nicht optimiert ist. Die Studie kann hier heruntergeladen werden: