bff: Aktiv gegen digitale Gewalt
Was tun gegen geschlechtsspezifische digitale Gewalt?
Kooperationen zwischen Fachberatung und IT als Lösungsansatz
Zum Abschluss des Projekts "InterAktion" hat der bff eine Broschüre veröffentlicht, in dem die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst sind. Ein Jahr lang hat der bff zwei Fachberatungsstellen dabei unterstützt, IT-Fachleute als Kooperationspartner zu gewinnen. Ziel war es, die Versorgung für Betroffene von Cyberstalking zu verbessern.
Stalking und andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt haben immer häufiger digitale Komponenten. Zum Beispiel, wenn gewalttätige Partner ihren Freund*innen Passwörter abpressen, Mikrofone oder Standorttracker wie AirTags in ihren Taschen verstecken oder Spyware auf ihrem Smartphone installieren. In Fachberatungsstellen erhalten Betroffene Unterstützung, um sich aus der Gewalt zu befreien – Doch manchmal braucht es vertiefte IT-Kenntnisse, um den Bedroher endgültig aus dem Leben und den Geräten auszusperren. Im Projekt InterAktion wurden Kooperationen zwischen psychosozialer Fachberatung und IT-Fachkräften als Lösungsansatz erprobt.
Die nun veröffentlichte Broschüre enthält einen Überblick über
- den Status Quo der Arbeit gegen digitale geschlechtsspezifische Gewalt in Deutschland,
- Handlungsempfehlungen für Fachberatungsstellen, die eine Kooperation aufbauen möchten,
- sowie Empfehlungen an die Politik, welche Rahmenbedingungen nötig sind, um digitale geschlechtsspezifische Gewalt und Cyberstalking nachhaltig zu bekämpfen.
Die Broschüre steht hier zum Download bereit:
bff veröffentlicht Grundlagenwerk: Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung. Formen und Interventionsstrategien
Endlich ist es da: das umfassende Grundlagenwerk „Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung. Formen und Interventionsstrategien" zur Problematik digitaler Gewalt.
Der bff verzeichnet seit Jahren einen Anstieg an Beratungsanfragen zu geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt und hat nun gemeinsam mit Nivedita Prasad, Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin ein Fachbuch veröffentlicht.
Digitale Gewalt kommt nicht nur im öffentlichen Raum vor, sondern auch in privaten Beziehungen – und hat in Kombination mit häuslicher und sexualisierter Gewalt eine deutlich geschlechtsspezifische Komponente. Durch Informations- und Kommunikationstechnologien haben Gewaltformen wie Doxing, Stalking, Hate Speech und Online-Belästigung und Bedrohung stark zugenommen und durch die Nutzung des Internets ihre Wirkmächtigkeit verstärkt.
Die Beiträger*innen des Bandes liefern für den Umgang mit diesen Gewaltformen grundlegende interdisziplinäre Analysen und diskutieren sowohl juristische, technische und aktivistische Interventionen als auch Erfahrungen aus der Beratungspraxis. Dabei werden zentrale politische Änderungsbedarfe ausgemacht und entsprechende Handlungsoptionen aufgezeigt.
Neben der im transcript Verlag erschienenen Print-Version gibt es die Publikation auch kostenfrei als PDF im OpenAccess. Das Buch kann auch im bff-Portal bestellt werden.
Fachberatungsstellen und die Digitalisierung geschlechtsspezifischer Gewalt
Ergebnisse einer Umfrage unter Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen im bff
Im Frühjahr 2017 nahmen die Fachberatungsstellen, die dem bff angeschlossen sind, an einer Erhebung zu deren Erfahrungen und Einschätzungen zu digitaler Gewalt gegen Frauen und Mädchen teil.
Der bff veröffentlicht an dieser Stelle eine Expertise zur Auswertung der Umfrage. Die Expertise vermittelt einen Überblick über die Arbeit der Fachberatungsstellen zu digitaler Gewalt und bietet Informationen zu folgenden Punkten:
- konkrete Gewaltformen, die momentan eine Rolle in der Beratungsarbeit spielen,
- Fragen der Betroffenen, die Umgangsstrategien und rechtliche Schritte betreffen sowie
- die Beschreibung bestimmter Lebenssituationen oder gesellschaftlicher Positionierungen, die Betroffene in einer spezifischen Form verletzbar machen.
- Außerdem beantworteten die Fachberatungsstellen Fragen zu ihrer Kooperation mit der Polizei
- sowie Fragen, die ihre Einschätzung bezüglich der Häufigkeit digitaler Gewalt und der Herausforderungen in ihrer Beratungspraxis betreffen.
Die Expertise schließt mit Forderungen des bff, die für die Umsetzung und Etablierung einer nachhaltigen Strategie gegen digitale Gewalt und für die Verankerung einer bedarfsgerechten Unterstützung von betroffenen Frauen und Mädchen notwendig sind.
„Digitale Gewalt gegen Frauen“ – Vortrag auf der Jahrestagung des DeutschernFrauenrats #dfdigital Juni 2018
bff-Referent*in A. Hartmann über Geschlechtsspezifische Digitale Gewalt
Abstract
Digitale Medien eröffnen viele neue Möglichkeiten, sie verändern die Art und Weise, in der wir zwischenmenschliche Beziehungen gestalten. Digitale Gewalt mag daher Vielen als ein relativ neues Phänomen geschlechtsspezifischer Gewalt erscheinen, sie ist aber letztendlich die Fortsetzung von bereits existierenden Gewaltdynamiken und Machtverhältnissen. Die Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe des bff beobachten einen Anstieg verschiedener Formen digitaler Gewalt – oft im Kontext von häuslicher und sexualisierter Gewalt. Im öffentlichen digitalen Raum oder im sozialen Nahraum haben Beleidigungen, Bedrohungen, das Verfügen über Privatsphäre und Stalking massive Auswirkungen auf Betroffene und verhindern gesellschaftliche Teilhabe. Besonders Frauen, Women of color, Schwarze Frauen, Frauen mit Behinderungen und LGBT*IQ sind betroffen. Als strukturelles Phänomen trägt digitale Gewalt zur Ungleichheit der Geschlechter bei. Alle sind gefragt, um aktiv gegen digitale Gewalt vorzugehen und Betroffene zu unterstützen.
Bericht der Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen zu Gewalt gegen Frauen
Der jährliche Report der UN Sonderberichterstatterin Dubravka Šimonović befasst sich im Jahr 2018 mit digitaler Gewalt.
Der Bericht beschreibt Formen und Auswirkungen von Online-Gewalt und schließt mit Empfehlungen für die UN, einzelne Staaten und Provider/Anbieter im Netz („internet intermediaries“). Deutlich wird Folgendes: Digitale Gewalt nimmt zu, aber viele Staaten sehen sie immer noch nicht als eine „reale“ Form geschlechtsspezifischer Gewalt. Es gibt ein signifikantes Risiko, dass geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen sogar ansteigt, wenn Informations- und Kommunikationstechnologie den Schutz der Menschenrechte nicht beachtet. Staaten weltweit müssen internet- und technikbasierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen dringend in ihrer Gesetzgebung berücksichtigen,
Eine kurze Meldung zum Bericht finden Sie hier: UN Sonderberichterstatterin veröffentlicht Bericht
Der komplette Bericht kann hier heruntergeladen werden: Annual Report
Paper zu den rechtlichen Möglichkeiten digitaler Gewalt zu begegnen
Das Gunda Werner Institut hat ein E-Paper über "Kollektive Rechtsmobilisierung gegen digitale Gewalt" veröffentlicht.
Die Autorin Prof. Dr. Ulrike Lembke spannt dabei den Bogen vom Strafrecht und den bekannten Paragraphen der Volksverhetzung, Beleidigung und Belästigung über das ab 01.01.2018 in Kraft getretene und viel kritisierte Netzwerkdurchsetzungsgesetz bis hin zu rechtlichen Regulierungen im Kinder- und Jugendmedienschutz.
Weitere Informationen und das E-Paper zum Download sind auf der Homepage des Gunda Werner Instituts zu finden.
Das Paper kann auch hier heruntergeladen werden:
Umfrage von Amnesty International zeigt massive Auswirkungen digitaler Gewalt
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat im November 2017 die Ergebnisse einer Ipsos-Mori Umfrage veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen die Erfahrungen von Frauen im Internet und den Sozialen Medien mit digitaler Gewalt („abuse or harassment online“). Befragt wurden jeweils 500 Frauen zwischen 18 und 55 Jahren in Dänemark, Italien, Polen, Spanien, Schweden, Großbritannien, Neuseeland und den USA. Die Stichproben wurden so ausgewählt, dass die Ergebnisse der jeweiligen Länder für die Gruppe der Frauen repräsentativ sind.
Der bff veröffentlicht an dieser Stelle einen Überblick über die Ergebnisse der Umfrage:
Cyber violence against woman and girls - ein Bericht des EIGE (2017)
Das EIGE (European Institute for Gender Equality) hat im Juni 2017 ein Papier veröffentlicht, in dem ein kurzer Überblick über den aktuellen EU-weiten Forschungsstand zu Cybergewalt gegen Frauen und Mädchen gegeben wird.
Der Bericht wurde in englischer Sprache verfasst und kann hier heruntergeladen werden:
Der bff hat eine kurze Zusammenfassung des Berichtes in deutscher Sprache erstellt, der hier heruntergeladen werden kann: